Die meisten Lehrer verfluchen sie schon ein halbes Jahr vorher – die Zeugnisse. Diese Tätigkeit kann auch einem gestandenen Lehrer viele schlaflose Nächte einbringen. Es gibt jedoch einige großartige Möglichkeiten, diesen Prozess einfacher zu gestalten. Hier möchte ich dir meine wichtigsten fünf Tipps näher bringen, mit denen das Zeugnis schreiben schneller und effizienter von Statten geht.
Update-Tipp: Nutze ChatGPT
Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Artikels, konnte man von ChatGPT nur träumen. Tatsächlich liefert dieses Tool erstaunliche Möglichkeiten, wie du schnell und angenehm Stichpunkte in neutrale und angemessene Zeugnisbemerkungen umwandeln kannst. In meinem Artikel Zeugnisbemerkungen mit ChatGPT verfassen zeige ich dir, welche Prompt-Vorlage du verwenden kannst und auf was du achten musst.
Tipp 1 – Verwende den Zeugnisgenerator
Vielleicht kennst du die Seite schuelerbeurteilungen.de schon aus meinem Newsletter, denn ich werde nicht müde, sie jedes Halbjahr wieder zu erwähnen. Auf dieser Seite kannst du Schülernamen, Geschlecht und Zeitform der Bemerkungen eingeben und dann aus einer gigantischen Fülle von Bemerkungen auswählen. Die Seite ist komplett kostenlos und fantastisch in der Bedienung.
Viele, denen ich diese Seite empfohlen habe, reagierten jedoch skeptisch. Ihnen sei es lieber, die Schülerbemerkungen individuell zu halten und genau auf den Schüler einzugehen. Ist das mit vorformulierten Sätzen möglich? Eine Furcht, die sich nicht bestätigt.
In der Realität ist nämlich die Fülle dieser Seite so groß, dass tatsächlich für jeden Schüler absolut eine passende Formulierung vorhanden ist. Und wenn nicht, kannst du immer noch eigene Bemerkungen ergänzen.
Die Wahrheit sah übrigens so aus: Drei verschiedene Schulleiter haben mich unabhängig von einander für meine „tollen Zeugnisbemerkungen“ gelobt, und gefunden, dass ich die Schüler „sehr gut getroffen“ habe. Damit will ich nicht angeben, ich habe ja viele der Formulierungen nicht selbst erstellt. Es sollte dir aber zeigen, dass du tatsächlich sehr individuelle Bemerkungen erstellen kannst. Schau’s dir mal an, schuelerbeurteilungen.de.
Tipp 2 – Orientiere dich am Vorjahr
Gehörst du auch zu denen, die gerne das Rad neu erfinden, und jedes Zeugnis wieder von vorne beginnen? Ich habe schon des Öfteren gehört, man solle die Halbjahreszeugnisse nicht verwenden, wenn man die Jahreszeugnisse schreibt. Aber jetzt mal ehrlich – warum eigentlich nicht?
Ich nehme sehr gerne meine Bemerkungen vom Vorjahr oder dem Halbjahr zur Hand, wenn ich meine verfasse. Dann schreibe ich sie natürlich nicht einfach ab, sondern ich überlege, ob sich etwas bei diesem Schüler verändert hat.
Auf diese Weise kann der Schüler auch erkennen, ob er sich beispielsweise im sozialen Bereich verbessert hat, oder ob sein Arbeitsverhalten immer noch zu wünschen übrig lässt. Hab also keine Skrupel, mal einen Blick in die alten Zeugnisse zu werfen. Solange du sie nicht einfach nur abschreibst oder kopierst, ist das völlig in Ordnung und in meinen Augen sogar von Vorteil.
Tipp 3 – Schreibe dir einen Plan
Zeugnis schreiben will geplant sein. Ein großer Fehler ist nämlich, bei den Zeugnissen einfach nur drauf los zu schreiben. Statt dessen solltest du dir überlegen, zu welchen Bereichen du etwas schreiben möchtest. Ich muss pro Zeugnis ca. 5-6 Sätze schreiben (ich weiß, im Vergleich zu manchen Schulen ist das purer Luxus).
Dazu überlege ich mir dann eben passende Bereiche, zu denen ich etwas sagen möchte, beispielsweise:
- Allgemeines
- Lernwille und Lernverhalten
- Sozialverhalten
- Verhalten gegenüber der Lehrkraft
- Einhalten von Regeln
Zu jedem dieser Bereiche notiere ich mir dann einige Stichpunkte, an denen ich mich entlang hangle. Im Bild unterhalb siehst du die Liste, mit der ich dieses Jahr für meine Zeugnisse gearbeitet habe. Ich habe dann eine Diktiersoftware verwendet, um meine Bemerkungen einzugeben (mehr dazu weiter unten)
Tipp 4 – Arbeite mit drei Durchgängen
Wie du vielleicht aus meinem Artikel zum Stapeln weißt, solltest du niemals verschiedenartige Tätigkeiten mischen, sondern möglichst oft gleichartige Tätigkeiten zusammenfassen. Das gilt auch für Zeugnisse. Du solltest vermeiden, eine Zeugnisbemerkung direkt hintereinander zu formulieren, zu verbessern und dann auch noch auf Rechtschreibung zu prüfen. Viel klüger ist es, diese Tätigkeiten für alle Bemerkungen zu bündeln.
Schritt 1 – Einfach mal ein Zeugnis schreiben
Wenn du dir beim ersten Formulieren schon über jeden einzelnen Ausdruck Gedanken machst, verlierst du unwahrscheinlich viel Zeit. Versuche doch mal, einfach deiner Intuition freien Lauf zu lassen. Formuliere das Zeugnis einmal komplett durch, ohne jeden Satz zu überdenken.
Das machst du dann nicht nur für ein Zeugnis, sondern für alle. Ja tatsächlich, ich sage dir, dass du deine Zeugnisse nicht sofort überarbeiten solltest, sondern einfach mal durcharbeiten. Der Grund dafür steht in Schritt 2.
Schritt 2 – Formulierungen verbessern
Im Schritt 2 verbesserst du die Formulierungen all deiner Zeugnisbemerkungen. Vermutlich erwartest du dann vermutlich, dass du den Kopf schüttelst, über all den Mist, den du geschrieben hast. Du wirst dich aber wundern, wie gut du deine Schüler in Schritt 1 bereits getroffen hast. Du kennst sie nämlich sehr gut, weswegen deine Intuition meist sehr richtig liegt.
Auf diese Weise hast du es vermieden, dich bei einzelnen Schülern zu verzetteln und dir selbst jeglichen Raum für Perfektionismus genommen. Dabei hast du trotzdem schon gute Arbeit geleistet. Ich würde auch bei diesem Schritt übrigens noch keinen großen Wert auf die Zeichensetzung legen.
Schritt 3 – Rechtschreibung Zeichensetzung
Da ich selbst mit der Zeichensetzung mitunter auf Kriegsfuß stehe (mancher von euch wird nun zustimmend lachen, ja ich meine dich Meike 😉 handle ich diesen Punkt auch gebündelt ab und entlaste in den vorherigen Schritten mein Gehirn. Ich habe gute Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise gemacht und würde sie dir daher auch sehr ans Herz legen. Zeugnis schreiben mit Fokus eben 😉
Tipp 5 – Zeugnis schreiben mit Diktiersoftware
Diese Methode ist für dich geeignet, wenn eine der folgenden Eigenschaften auf dich zutrifft:
- Du bist schon sehr sicher im Formulieren deiner Zeugnisbemerkungen
- Du kannst kein 10-Finger-System für das Schreiben am PC
- Du sprichst schneller, als du tippst
In meinem Artikel Lehrer und Spracherkennungssoftware habe ich dir die Software „Dragon Naturally Speaking“ ja schon vorgestellt. Im folgenden Video siehst du, wie ich meine Zeugnisse im Bruchteil der Zeit diktiere, die ich für das Tippen brauchen würde.
Dragon Einsteigerversionen
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- Dokumente mühelos Diktieren, bearbeiten und formatieren
- Dreimal schneller als tippen
Fazit
Zeugnis schreiben – vermutlich wird es niemals große Freude bereiten. Daher ist es nicht verkehrt, diese Aufgabe möglichst effizient hinter sich zu bringen. Entscheide dabei selbst, welche Methode sich besonders für dich eignet. Aber: es ist nie zu spät, seine Arbeitsweisen zu überdenken.
Bis zum nächsten Mal.
Und denk dran: Auch Lehrer haben ein Recht auf Zeit.
Basti