Die Umfrage zur Prokrastination von Lehrern ist beendet. Vielen Dank für die zahlreichen Votings, auch wenn es scheinbar an manchen Stellen aus technischen Gründen nicht einwandfrei funktioniert hat. Die Ergebnisse zur Aufschieberitis sind trotzdem sehr interessant und aufschlussreich geworden. Daher möchte ich sie im Folgenden ein wenig genauer betrachten.
Welche Aufgaben schiebst du am häufigsten auf?
Am häufigsten wurden mit Abstand alle Formen der Schreibarbeit genannt. Dazu gehören natürlich vor allem die Zeugnisse, welche von 65 % aller Umfrageteilnehmern angegeben wurde. Aber auch alle Arten von Dokumentationen, Schülerbeobachtungen, Gutachten oder Förderplänen scheinen eine große Belastung darzustellen. Scheinbar bereitet Lehrern das Schriftwesen sehr große Überwindung.
Als eigenen Punkt habe ich die Korrekturen zusammengefasst. 44 % der Teilnehmer scheinen ein Problem damit zu haben, mit dem Korrigieren zu beginnen.
Interessant und durchaus beruhigend finde ich dagegen die Tatsache, dass lediglich 16 % der teilnehmenden Lehrer die Unterrichtsplanung aufzuschieben scheinen. Diese Art der Arbeit scheint ein eher geringes Problem darzustellen. Dies ist auch verständlich, denn für viele dürfte ja gerade die Erstellung guten Unterrichts ein Grund gewesen sein, überhaupt diesen Beruf zu ergreifen.
Erkenntnis 1: Vor allem Schreibarbeiten und Tätigkeiten, die nicht direkt mit Unterricht zu tun haben, bereiten Lehrern Probleme.
Warum Lehrer Aufgaben aufschieben
Der direkte Zusammenhang ist zwischen den hauptsächlich aufgeschobenen Aufgaben und den Gründen dafür ist schnell gefunden. Die meisten Tätigkeiten werden aufgeschoben, weil sie einfach keine Freude bereiten. 72 % gaben an, zu prokrastinieren, weil die zu erledigenden Arbeiten keinen Spaß machen.
Daneben scheint aber auch ein Drittel der Lehrer bei vielen Aufgaben vor einem Berg zu stehen, vor dem sie sich überfordert fühlen. 32 % gaben an, nicht zu beginnen, weil sie nicht wissen wie. Diesen Punkt finde ich recht interessant. Scheinbar zeigt sich bei einigen Tätigkeiten, dass es schwierig ist, dort hineinzufinden. Dazu passen auch die 21 % die das Gefühl haben, etwas falsch zu machen und deswegen die Aufgaben aufschieben.
Erkenntnis 2: Aufgaben, die nichts mit Unterricht zu tun haben, machen am wenigsten Spaß und werden daher am häufigsten aufgeschoben.
Was tust du, wenn du Aufgaben aufschiebst?
Spannenderweise scheinen auch die durchgeführten Ersatztätigkeiten sich in hohem Maß um den Unterricht zu drehen. 76,5 % Prozent sucht nach Unterrichtsmaterialien, wenn sie andere Aufgaben aufschieben! Ich finde diese Erkenntnis ziemlich beeindruckend.
Daneben zeigen sich die Prokrastinations-Klassiker: Social Media und Hausarbeit werde zu jeweils ca. von einem Drittel der Lehrer genannt. Hier kann man eher von der typischen Ablenkung durch andere Tätigkeiten sprechen.Dagegen finde ich es fast schon schade, dass relativ wenige Lehrer sich in ihrer Prokrastination um eigene Hobbies oder gar die Familie kümmern. Hier setzt sich vielleicht dann auch wieder das schlechte Gewissen durch. Sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, stehen sich Lehrer vielleicht nicht zu.
Erkenntnis 3: Lehrer lenken sich vor allem mit der Suche nach Unterrichtsmaterialien von ungeliebten Aufgaben ab
Fazit
Klar, diese Umfrage ist vermutlich nicht gerade repräsentativ. Dennoch ergibt sich ein Bild, das nachdenklich macht. Lehrer schieben vor allem jene Aufgaben auf, die nichts mit der tatsächlichen Unterrichtstätigkeit zu tun haben. Dies könnte durchaus ein Hinweis sein, dass der Berufsstand des Lehrers von Schreibkram überrollt wird.
Dafür spricht auch, dass diese Tätigkeiten, irgendwie logisch, natürlich kaum Spass bereiten. Die eigentliche Tätigkeit, beispielsweise Unterrichtsvorbereitung, kommt aber durch diese Schreibarbeit immer weniger zur Geltung. Dies zeigt sich in meinen Augen auch daran, dass Lehrer prokrastinieren, indem sie ihren Unterricht planen. Die Tätigkeit der Materialsuche ist also, überspitzt ausgedrückt, nicht mehr essentieller Bestandteil des Lehrerberufs. Im Gegenteil „müssen“ anderen Tätigkeiten augeschoben werden, um Zeit für die Materialsuche zu finden.
Mich würde deine Meinung dazu sehr interessieren. Geht meiner Interpretation der Umfrage zu weit? Oder deckt sie sich sogar mit deinen Erfahrungen? Welche weiteren Umfragen möchtest du gerne sehen?
Bis zum nächten Mal.
Und vergiss nicht: Auch Lehrer haben ein Recht auf Zeit
Basti