Wie Lehrer durch Stapeln Zeit sparen

von Basti  

Juni 25, 2017

In meinen Augen ist einer der größten Fehler, die Lehrer immer und immer wieder machen, sich jeden Abend für den Unterricht des nächsten Tages vorzubereiten. Nicht weil ich gegen Vorbereitung bin, sondern weil es so unglaublich viel Zeit spart, diese Aufgaben in einem oder zwei großen Arbeitsblöcken zu erledigen. Es ist durchaus möglich, die Unterrichtsvorbereitung für eine ganze Woche an nur einem Tag zu erledigen. Man nennt dies „Batching“, zu Deutsch Stapeln. Neben der Unterrichtsplanung gibt es noch viele weitere Tätigkeiten, die Lehrer zu Stapeln zusammenfassen können.

Was ist Stapeln?

Stapeln ist ganz einfach das Zusammenfassen und gemeinsame Erledigen gleichartiger Aufgaben. Man sammelt eine bestimmte Art Aufgaben auf „Stapeln“, die man dann an einem Zeitpunkt abarbeitet. Wir sprechen hier natürlich nicht nur von physischen Papierstapeln. Es gibt eine ganze Menge an Aufgaben, die als Lehrer in Stapeln bearbeitet werden können und sollten. Doch zunächst zu den Vorteilen dieser Vorgehensweise.

Warum mit Stapeln arbeiten?

Die Vorteile dieser Arbeitsweise liegen auf der Hand und werden doch leider zu selten beachtet.

  1. Durch das Wiederholen der gleichen Arbeits- und Denkmuster dieser ähnlichen Aufgaben, muss man sich nicht erst wieder lang in die Aufgabe einarbeiten.
  2. Es entwickelt sich schon nach kurzer Zeit eine Routine, was das Arbeiten mit Stapeln wesentlich effektiver macht, als die isolierte Erledigung der Aufgaben.
  3. Es entfällt das mehrfache Vorbereiten der Aufgaben. Ganz klar, wenn du 5 Emails auf einmal schreibst, musst du nicht jedes Mal aufs neue deinen Email-Anbieter ansurfen und dich einloggen. Die Zeitersparnis ist offensichtlich.
  4. Du kommst erst gar nicht in Versuchung, Multitasking zu betreiben. Mache dir klar: Multitasking ist Blödsinn. Wer das Gegenteil behauptet, belügt sich selbst. Du glaubst mir nicht? Lies dazu hier, hier, hier und hier.

10 + 1 Bereiche, in denen Lehrer gut mit Stapeln arbeiten können

  1. Unterrichtsplanung: Mein Zeitmanagement wurde erst richtig gut, als ich angefangen habe, meine Unterrichtsplanung für eine Woche an einem, wenn nötig an zwei Tagen komplett zu erledigen. Die Vorteile sind gigantisch. Kein Überlegen mehr, was am nächsten Tag zu unterrichten ist, alle Kopien können sofort gemacht werden (siehe Punkt 2), man hat einfach für den Rest der Woche viel mehr Ruhe. Die Freizeit, die ich mir dadurch erarbeiten konnte, hat mir erst ermöglicht, diesen Blog zu gründen. Vorher wäre so etwas nicht denkbar gewesen.
  2. Kopieren: Wenn du die Unterrichtsplanung in Stapeln konsequent umsetzt, wirst du auch beim Kopieren eine Menge Zeit sparen. Kein lästiges Anstehen mehr in der Früh am Kopierer, kein gehetztes „Ah ich muss noch schnell…“, sondern einfach an einem Tag noch eine halbe Stunde dableiben oder eine Freistunde sinnvoll nutzen. Super!
  3. Korrigieren: Ich hoffe sehr, dass du deine Klassenarbeiten eh schon Aufgabe für Aufgabe korrigierst und nicht eine ganze Arbeit komplett durchgehst. Zuerst die komplette Aufgabe 1 aller Schüler zu bewerten und erst dann mit der zweiten Aufgabe zu beginnen, sollte wohl mittlerweile Standard sein. Die Vorteile sind neben der faireren Bewertung auch Zeitersparnis für dich selbst: viel weniger Zurückblättern, viel weniger „Ah, wie hab ich das vorher noch gleich bewertet.“
  4. Scannen: Falls du Unterrichtsmaterialien einscannst, tu es in Stapeln. Auch hier bringt dir die Gleichartigkeit der Aufgabe einen Zeitvorteil.
  5. Korrespondenz: Schreibe Elternbriefe, Mitteilungen oder andere Korrespondenzen nach Möglichkeit nicht einzeln, sondern, wenn vorhanden, erledige gleich mehrere dieser Arbeiten gemeinsam.
  6. E-Mails: Auch E-Mails lassen sich sammeln und dann gemeinsam schreiben und versenden.
  7. Telefonate: Wenn möglich, führe Elterngespräche doch gleich an einem Stück und verteile sie nicht über den Tag. Dann musst du nicht immer wieder aufs Neue die Liste mit den Telefonnummern hervorkramen und dich in die nötige Stimmung versetzen.
  8. Pläne erstellen: Monatspläne, Wochenpläne oder sogar Tagespläne lassen sich in einem Guss erstellen. Bist du erst im Flow, fällt es dir viel leichter.
  9. Materialien ein-/aussortieren: Wie ich dir in meinem Gratis-Ebook „Das Büro organisieren“ gezeigt habe, macht es auch Sinn, verschiedene Ablagen für Materialien anzuschaffen. So kannst du das Sortieren deiner Materialien in Stapeln erledigen.
  10. Reflexion: Auch wenn du Stunden- und Unterrichtsreflexionen durchführst, macht es Sinn, dies in Stapeln zu erledigen. So hast du nicht nur einen besseren Überblick, sondern bist auch schon in der Materie und sparst somit Zeit.
  11. Tratschen: Ein Tipp mit Augenzwinkern: Viele Lehrer „vergeuden“ viel Zeit durch tratschen mit den Kollegen. Durch regelmäßigen Austausch kann man natürlich viel über die Schüler und den Unterricht lernen. Allerdings ist es umso schwerer, Arbeit vorwärts zu bringen, wenn man auf diese Weise abgelenkt wird. Vielleicht setzt du dir bestimmte Zeiten oder Tage, an denen solche Gespräche geballt stattfinden können.

Grenzen beim Arbeiten mit Stapeln

So vorteilhaft das Arbeiten mit Stapeln auch ist, so ist die Technik doch nicht unfehlbar.

  1. Arbeitest du über eine längere Zeit an der selben Aufgabe, so kann diese eintönig Das Resultat: Unkonzentriertheit und Fehler schleichen sich ein. Solltest du merken, dass du beim Arbeiten mit Stapeln gedanklich abschweifst, ist es vielleicht Zeit für eine andere Tätigkeit.
  2. Ohne die nötige Konsequenz ist die Methode vermutlich zum Scheitern verurteilt. Ganz konkret meine ich damit: Wenn du beschließt, deine Unterrichtsplanung an einem Tag abzuschließen, so solltest du es auch durchziehen und dich nicht ablenken lassen. Ansonsten wachsen die Stapel wieder an und du bist im gleichen Trott wie zuvor.
  3. Genauso müssen konsequent Listen über die Aufgaben geführt werden. Ist dies nicht der Fall, wirst du eine Menge Tätigkeiten ganz einfach vergessen. Lies meinen Beitrag zum Führen von To Do Listen.
  4. Kurze Aufgaben solltest du gemäß der 2-Minuten-Regel auch weiterhin sofort ausführen. Die Zeit, diese Aufgaben zu notieren, kannst du dir sparen, indem du solche Tätigkeiten einfach direkt erledigst.

Zusammenfassung

Das Arbeiten mit Stapeln birgt, sofern konsequent durchgeführt, unwahrscheinliches Zeitersparnispotential. Durch das Durchführen ähnlicher Tätigkeiten zum gleichen Zeitpunkt erspart man sich Einarbeitungs-, Verständnis- und Vorbereitungszeit und schafft sich ein stressfreieres Leben. Durch das Stapeln wird der Druck genommen, bestimmte Tätigkeiten sofort ausführen zu müssen und der Kopf wird freier.

Das kannst du sofort umsetzen

Wenn du noch nie mit Stapeln gearbeitet hast, dann empfehle ich dir das folgende Vorgehen:

  1. Schreibe dir eine Liste von Tätigkeiten, die du gerne gemeinsam an einem Termin erledigen würdest.
  2. Überlege dir einen festen Zeitpunkt, an dem du diese Aufgaben ausführen möchtest. (z.B. Dienstag nach der Schule alle Kopien anfertigen)
  3. Beginne damit, gleiche Aufgaben auf To-Do-Listen (<<< lies den Artikel) zu sammeln.

Welche der beschriebenen Tätigkeiten erledigst du in Stapeln? Habe ich etwas Wichtiges vergessen? Findest du das Konzept komplett bescheuert? Lass es mich wissen und schreibe einen Kommentar zu diesem Artikel.

Bis zum nächsten Mal.

Und vergiss nicht: Auch Lehrer haben ein Recht auf Zeit.

Basti


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