„Was man nicht messen kann, kann man nicht lenken.“ So in etwas könnte man ein berühmtes Zitat des amerikanischen Ökonomen Peter Drucker übersetzen. Auf den Lehreralltag übersetzt heißt das: Du musst erst wissen, wie viel Arbeitszeit du wofür verwendest, um etwas daran ändern zu können. Als Lehrer die Arbeitszeit messen, ist also eine weit unterschätzte Tätigkeit.
In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, auf welche Weise du deine Arbeitszeit messen kannst und welche Schlüsse und Handlungsweisen dadurch für dich entstehen.
Das Grundproblem der Lehrer-Arbeitszeit
Lehrer arbeiten viel. Außenstehende können dies oft nicht glauben oder nachvollziehen, nach landläufiger Meinung haben Lehrer viel zu viel Zeit. Es liegt jedoch auf der Hand, dass das hohe Arbeitspensum des Lehrers einen nicht unwesentliche Beitrag zum hohen Burnout-Risiko unter Lehrern leistet. Die GEW-Studie zur Lehrer-Arbeitszeit bestätigt aber durchaus, dass die Arbeitszeit von Lehrer im Allgemeinen zu hoch ist.
Die unterschiedliche Wahrnehmung von „gefühlt zu viel Arbeit“ des Lehrer und „die sind doch alle stinkfaul“ der Bevölkerung liegt natürlich vor allem an zwei Aspekten. Punkt 1: Der „Bürger“ weiß natürlich nicht, dass es eben nicht ganz so einfach ist, einem Kind lesen beizubringen. Punkt 2: Er sieht auch nicht die Arbeitszeit, die ein Lehrer zu Hause vor dem PC, mit dem Korrigieren von Arbeiten oder dem Erstellen von Arbeitsmaterial verbringt. Wie sollte er auch?
Dieses Problem lässt sich aber auch nicht wirklich lösen. Daher ist wichtig, eine Sache klar zu stellen: wirklich beeinflussen kannst du nur deine eigene Wahrnehmung und deine tatsächliche Arbeitszeit, nicht die Außenwahrnehmung. Aber tatsächlich ist dies auch das, was für dich wirklich wirklich wichtig ist.
Die Arbeitszeit messen
Schritt 1: App für Arbeitszeiterfassung installieren
Um die Arbeitszeit zu messen, empfehle ich dir die Installation einer Arbeitszeit-App. Die folgenden Apps sind alle gut bewertet und erfüllen die Funktionen, die für dich als Lehrer notwendig sind. Ich selbst verwende die erste App der Liste und bin damit nun schon seit Jahren sehr zufrieden.
Für Android:
Swipetimes
Für iOS:
Hours Keeper
ATracker
Schritt 2: App einrichten
Um eine wirklich gute Erfassung der verschiedenen Arbeitstätigkeiten zu ermöglichen, ist es wichtig, dass du möglichst viele Bereiche deines Lehreralltags als eigene Kategorie in der App festlegst. Nur so kannst du im Anschluss wirklich etwas mit den Daten anfangen.
Hier siehst du, welche Kategorien ich selbst in Swipetimes erstellt habe:
In diesem kurzen Instagram-Video habe ich bereits genauer gezeigt, wie die App funktioniert.
Schritt 3: Anwenden und Arbeitszeit messen
All das Einrichten und Installieren bringt natürlich nichts, wenn du die App nicht auch verwendest. Deswegen ist es essentiell, dass du ab dem Zeitpunkt der Fertigstellung alles trackst, dass in eine der eingerichteten Kategorien passt.
Du führst ein Telefonat? Stoppe mit. Korreturen? Lass die App laufen. Vor allem aber auch: Stoppen, wenn du etwas tust, was nicht mit der Schule zu tun hat! (Also auch: im Internet surfen, Kaffee trinken…)
Warum ist das sinnvoll? Weil du auf diese Weise einen unverklärten und wirklich eindeutigen Blick auf deine tatsächliche Arbeitszeit erhältst. Nur so macht dann auch der 4. Schritt wirklich sinn.
Schritt 4: Daten analysieren
Hast du für einen Zeitraum von 3-4 Wochen wirklich zuverlässig und konsequent deine Zeit gemessen, ist Zeit für die Stunde der Wahrheit. Wirf einen genauen Blick auf deine Daten und lass dich überraschen.
Denn du wirst überrascht sein. Im Positiven wie auch im negativen Sinne. Vermutlich verwendest du in manchen Bereichen wesentlich zu viel Zeit, andere kommen dafür um einiges kürzer, als du es selbst wahrgenommen hast.
Lass diese Daten eine Zeit lang auf dich wirken und denke drüber nach, wie sie deine eigene Einschätzung reflektieren und was du daran ändern könntest.
Schritt 5: Beginne die Veränderung
Die Analyse der Daten sollte üblicherweise einen klaren Bereich herausarbeiten, mit dem du am meisten Zeit verbringst, bzw. am meisten Einsparpotential finden kannst. Nun ist es wichtig, sich auf diesen einen Bereich zu konzentrieren.
Der größte Fehler wäre nun nämlich, wie verrückt alle Artikel über Zeitmanagement zu lesen und alles sofort umsetzen zu wollen. Damit bist du zum Scheitern verurteilt. Sinnvoller ist es, sich einen Bereich herauszusuchen und gezielt an diesem zu arbeiten.
Wie machst du weiter?
Suche dir also einen Bereich heraus, der dir besonders Kopfzerbrechen macht und beginne damit, Lösungen für deine Probleme zu finden. Die folgenden Bereiche und die zugehörigen Links können dir weiterhelfen:
- Ich benötige zu viel Zeit beim Korrigieren
- Ich verliere zu viel Zeit beim Erstellen von Arbeitsblättern und Arbeitsmaterialien
- Meine Unordnung hält mich auf
- Ich weiß nicht, wie ich effizienter und schneller arbeiten soll
- Ich verliere den Überblick über meine Aufgaben
Du kannst mich natürlich auch jederzeit gerne anschreiben (verwende am besten das Kontaktformular) oder im Kommentarfeld unter diesem Beitrag antworten. Aber: Fange an. Jetzt!
Bis zum nächsten Mal.
Denk daran: Auch Lehrer haben ein Recht auf Zeit.
Basti